Mittwoch, 4. August 2010
Hot and Spicy
*** Der Post sollte ursprünglich am 1.8. online gehen, das Internet ging jedoch von Samstag bis heute Mittag nicht. Der Grund: Es hat in den Serverraum reingeregnet, die Folge war Hochwasser und der Mainserver hat sich daraufhin verabaschiedet. Jaja, das kann auch nur in Indien passieren... ;) ***
Gestern waren wir auf einem Markt und ich hab mir so ein offenes Bambusrohr gekauft in dem man Sachen drin pflanzen kann. Da mich gestern ca. 20 Leute gefragt haben, wozu das ist, sagte ich irgendwann, dass ich vor hab Marihuana darin anzupflanzen. Mein französischer Freund hat mir nun tatsächlich Marihuanasamen besorgt. Das Klima in Indien scheint ideal dafür zu sein, ich hab jedoch keine Ahnung, wie ich's anpflanzen soll. Für hilfreiche Tipps bin ich sehr dankbar. ;) Marihuana ist meiner Meinung nach übrigens der Ersatz für Alkohol. Für den Preis von einem Liter Bier kriegt man ungefähr zehn Joints. Ich habs noch nicht ausprobiert, mein französischer Freund meinte jedoch, dass das extrem harter Shit wäre. Fakt ist jedoch, dass Marihuana in breiten Teilen der Bevölkerung konsumiert wird. Wir hatten mal einen Rickshar-Fahrer, der während der Fahrt einen gezogen hat. Oh mein Gott, der Kerl ist mit Vollgas durch die Straßen gerast und als der Verkehr sich auf unserer Seite staute ist er einfach ein paar Kilometer im Gegenverkehr weiter gefahren. Der Gegenverkehr ist nicht wie in Deutschland einfach nur durch 'nen Streifen getrennt, sondern eine 40cm hohe Betonbarriere. Das war krass.
Freitag Abend gings mal wieder in 'ne Bar. Zwei Freunde und ich wollten vorher aber noch ein paar Bier aus dem Beershop in der Nähe holen, da der Alk ja so teuer in den Bars ist. Dort hatten sie nur noch extra strong Kingfisher gekühlt. Naja, jeder zwei Bier und dann wieder zurück in das Viertel mit der Bar. Viele Viertel sind eingezäunt mit Securities an jedem Ausgang. Wir fragten höflich, ob wir mit dem Bier rein können und der Sec sagte ja. Weiße dürfen hier eben alles. Jedem Inder hätte der Sec vermutlich die Fresse poliert für die Frage. Drinnen saßen wir dann wie Penner auf dem Gehweg und haben unser Bier getrunken. Langsam sind wir es ja schon gewöhnt, von jedem angestarrt zu werden. An dem Abend war es aber noch um einiges krasser. Wir gingen an einen nicht so belebten Ort in diesem Viertel. Mitten in diesem Shopping-Viertel stand ein Bett mit Moskitonetz drum, mit 'nem Inder drin und adrett den Hausschuhen davor. That's India. Wir saßen da und dann kamen zwei Inder aus einer Shishabar. Der eine (Sunny) hatte "Deutschland" auf seinem Shirt stehen und darunter die Flagge. Die Flagge war nicht schwarz-rot-gold, sondern blau-rot-gold. Ich fragte ihn, ob er weiß, was der Text bedeute und er wusste es nicht, er trägt es nur, weil er die Farbe mag. Er und seine Freunde sind alle Callcenter Mitarbeiter für die Bank of America und American Express. Alle von ihnen haben studiert. Sunny hat beispielsweise einen Abschluss in Elektrotechnik. Ich erklärte ihm, dass Callcenter-Arbeit in Europa Drecksarbeit ist, die keiner machen will. In Indien hingegen gehören sie mit $600 pro Monat zu den Reichen. Sunny erklärte mir, dass 40% der Uniabsolventen danach tatsächlich in ihrem Bereich einen Job finden, der Rest macht andere Sachen, wie er z.B.. Ich sprach ihn auf die Kühe an. Er antwortete: "The cow is right next to mother", möglicherweise deswegen, weil man mit Milch so gut die Schärfe aus dem Essen raus kriegt. Kühe sind den Indern sogar so heilig, dass sie ihre Scheiße trocknen und als Kohle für ihre Shisha verwenden.
Noch einmal zum Essen: Zu jedem Essen wird etwas Süßes serviert, was meist Milch beinhaltet. So kann man sehr gut die Schärfe steuern. Dumm ist's nur, wenn man später auf dem Klo ist. Gestern erst hat mir das Essen auf dem Klo ein "huihuiuiuiui" entlockt. Der Finne sagte, das zweite Mal brennen sei ein Ideal für die indische Küche. Möglicherweise sollte ich zukünftig, neben meiner Seife und dem Klopapier auch noch ein Päckchen Milch mit aufs Klo nehmen... ;)
Ich hab jetzt endlich eine Prepaid-Karte fürs Handy. Ich muss umgerechnet 1c in alle Netze und pro SMS zahlen. Fürs Internet zahle ich ca. 1,60 Euro für 2GB/30 Tage. Das lasse ich mal unkommentiert...
Donnerstag war Euronight Party im Priya-Viertel. Umgerechnet 11-12 Euro Eintritt. Der Club war so geil eingerichtet, so was sieht man selbst in Europa selten. Nichtsdestotrotz ist das ein Haufen Geld für die Inder, weshalb auch nur reiche Inder (trotz EUROnight) dort waren. Der Hauptgrund der Inder sollte klar sein. Das lasse ich ebenfalls unkommentiert.
Im kompletten Badezimmer stand das Wasser heute Nacht ca. 2cm hoch. Als ich wieder raus aus dem Klo war, sah ich vor mir eine riesige Kakerlake durch den Flur huschen. Die wollte sicher auch ein Bad nehmen im "Lake of Disgustingcity".
Neben der Scheißerei (6x letzte Nacht, einmal sogar zufällig neben meinem Zimmergenossen^^) hab ich nun auch Ausschlag bekommen an beiden Unterarmen, ich weiß nicht woher. Meine Beine sehen aus wie ein Streuselkuchen nur eben mit lauter Stichen. Vor allem meine Füße sind mit unzähligen Punkten übersäht. Das ist durchaus ein Problem, denn als ich am Donnerstag betrunken nach Hause kam, hab ich mir etliche von diesen Stichen blutig gekratzt und das zieht nun erneut Fliegen an. Ich schätze, dass auf jeden der 1,3 Milliarden Inder mindestens 100 Fliegen kommen. Sodass ich draußen nur 2min warten muss, bis 30 Fliegen an meinen Beinen hängen. Morgen werde ich deshalb erst mal den Uni-Doktor besuchen...
Mittwoch, 28. Juli 2010
First post from India
Ich bin nun schon eine Woche in Indien, konnte jedoch noch keinen einzigen Post hier verfassen, da ich bisher kein Internet hatte (indische Bürokratie, komme darauf später noch einmal zu sprechen). Immerhin konnte ich schon seit ein paar Tagen Emails schreiben und senden, weil die Inder in ihrem Hochsicherheitstrakt - in dem Pornos, Alkohol und Frauen verboten sind - zwei Ports offen ließen. Das ist typisch Indien, denn Inder sind Stümper, auf allen Gebieten. Wo soll ich bloß anfangen um diese Aussage zu belegen. Möglicherweise in meinem Zimmer im Hostel. Ich hab so das Gefühl die haben hier die schlechtesten Maler der Welt eingestellt. Sobald du das Zimmer verlässt, siehst du nur noch Dreck. Aber woher der ganze Dreck!? Du siehst sie doch jeden Tag putzen?! Offensichtlich sind die PutzMÄNNER einfach nicht in der Lage sauber zu putzen. Naja, du musst aufs Klo. Das musst du die Tage häufiger. Du kommst in das Badezimmer rein und willst erst mal kotzen. Du weißt nur noch nicht wovon zuerst. Von dem See aus Urin, Scheiße und Wasser auf dem Boden oder dem Geruch der von ihm ausgeht. Du musst das große Geschäft machen, was sich von dem kleinen Geschäft lediglich in der Farbe und im Austrittsort unterscheidet. Du gehst also in eine der glorreichen Kabinen und dir fällt auf, dass da was fehlt. Du hast lediglich ein weißes Rohr im Boden, das ca. 20cm lang geöffnet ist. Sonst nichts. Kein Klopapier, keine Klobürste, lediglich ein Wasserhahn rechts unten am Sockel. Da es ja keine Klobürste gibt, siehst du noch die Scheiße von den Erstsemestlern vom letzten Jahr. Nachdem du die Flucht ergriffen hast, gehst du raus. Alles ist so dreckig. Die Luft ist so heiß und das Schlimmste ist die hohe Luftfeuchtigkeit nahe 100%, weshalb du kaum atmen kannst. Möglicherweise spielt der Smog dem auch noch zu. Es stinkt einfach überall, in der ganzen Stadt. Es stinkt, stinkt, stinkt. Du lernst deine Geruchsnerven neu kennen und so viele Arten, wie etwas stinken kann. Fliegen lieben Gestank, sie sind überall. Auf dir, im Dreck und wieder auf dir. Die Infrastruktur ist unglaublich. Wenn es einen Gehweg gibt, dann wurde ca. alle 10m ein Loch in ihn gebuddelt und natürlich nicht wieder verschlossen. Meistens jedoch gibt es keinen Gehweg. Du läufst auf der Straße. Die Autos fahren mit 60-80 Sachen in 10cm Abstand an dir vorbei. Immerhin hupen sie immer, immer, IMMER. Jeder Verkehrsteilnehmer hupt mindestens 50% der Fahrtzeit. Irre Wichser, denn manche Hupen (nicht die von TATA) sind echt verdammt laut und du kriegst beinahe einen Hörschaden. Du gehst also zu einem Rickshaw und sagst dem Fahrer deinen Zielort. Er sagt 100 Rupees. Du sagst 50 und er sagt nein. Er sagt 70, du sagst nein. Er sagt noch einmal 70 und fährt ein Stück vor. Du erklärst ihm, dass da neben ihm noch zehn andere Rickshaws sind und wiederholst die 50. Er sagt nein, du gehst weg. Er ruft dich zurück und sagt "okay" während er mit dem Kopf wackelt, was ziemlich verwirrend ist, weil wir Europäer denken er meint "nein". Auf dem Campus wirst du meistens fair behandelt. Bis auf eine Ausnahme. Es gibt hier einen kleinen Store bei dem man mich immer wieder versucht zu verarschen. Das letzte mal ist mir der Kragen geplatzt und ich hab in jedem Satz "fuck" benutzt. Was anderes hätte er aber nicht verstanden, 90% der Inder können kein englisch, weitere 9% sprechen englisch wie ein 5. Klässler in Deutschland und vielleicht 1% spricht fließend englisch. Das wusste ich nicht. Obwohl ich ihn beschimpfte, hab ich keine Angst vor ihm. Europäer haben hier einen sehr guten Ruf, sie genießen Respekt in weiten Teilen der Bevölkerung. Zudem sind Inder klein und schmächtig. Ich war mit einem Finnen vor vier Tagen im vermutlich schlimmsten Viertel von Delhi um nach 1 Uhr nachts Bier zu bekommen. -> Mission Impossible. Es ist gesetzlich Verboten und jeder hält sich dran. Man kriegt kein Alkohol. Wir sind ungefähr 50km mit dem Rickshaw durch Delhi gefahren, um Alkohol zu suchen. Unser verrückter Fahrer hat sogar zweimal einen Pulk von Polizeigruppen gefragt. Gott, die hatten Maschinenpistolen und er fragt sie nach so was Illegalem, aber sie waren hilfsbereit - auch wenn sie nix wussten - das ist ebenfalls typisch indisch. Sie machen alles für dich, super hilfsbereit.
Jedenfalls hat der Fahrer uns irgendwann in diesem Rotlichtviertel rausgelassen. Das war der krasseste Shit, den ich je gesehen hab. Mehr Dreck, mehr Gestank, mehr kaputte Infrastruktur und überall wilde Hunde. Alle zwei Meter lagen Inder auf dem Gehweg und haben geschlafen. Ein Anblick, den du so nie wieder zu sehen bekommst. Überall blinkende Lichter, die dich einladen, ihr Gast zu sein. Wie im schlechten Film. But that's India. Das ist der Satz, den ich seit meiner Ankunft am meisten wiederholte. Wir liefen herum und plötzlich verfolgten uns drei Hunde. Der eine war stets knurrend und bellend ca. 5cm von meinem Bein weg. Es sind wilde Hunde, sie sind überall, selbst auf dem Campus. Wir liefen weiter und scheiße, eine weitere Gruppe wilder, knurrender Hunde von vorne. Fuck, sie hatten uns eingekesselt. Wir versteckten uns, aber sie hörten nicht auf und schließlich sind wir durch sie durch gelaufen und versuchten dabei keine Angst zu zeigen.
Gestern waren wir wieder ein Bier trinken. 330ml vom einheimischen Bier kosteten umgerechnet 6 Euro. That's India, too. Alkohol und Klopapier sind hier die teuersten Dinge. Danach waren wir bei McDonalds, es war der erste den ich sah. Da ich schon angeschwipst war, verlangte ich natürlich einen Cheeseburger und machte darüber böse Witze. Cheeseburger beinhalten ja Beef und Beef ist von Kühen, Kühe sind aber heilig. ;) Wir aßen ein Chicken-Menü mit Pommes, Cola und Burger für umgerechnet 1,20. That's India, too. Dabei hab ich einen Inder angequatscht, der verdammt gut englisch konnte. Er war Journalist einer hiesigen Zeitung, er muss es können. Nach dem Menü waren wir quasi beste Freunde. ;)
*** Das war ein Auszug aus meiner ersten Mail an eine Freundin, also nicht über den Stil wundern ***
Dienstag, 20. Juli 2010
The early bird catches the worm
Sitze gerade in der Badewanne, habe diesen Satz nun schon 3x angefangen. Es ist halb vier nachts. Ich denke, ich hab gerade mein Leistungstief. Ich sitze also in der Badewanne, ein letztes Mal Warmasser, ein letztes Mal Hygiene, ein letztes Mal westliche Zivilisation. Passend dazu esse ich American Cookies. Ich schwitze. Die warme, feuchte Luft macht einem unglaublich zu schaffen. Ich muss mich dran gewöhnen. In Indien ist gerade Monsun-Zeit, da ist es sicher noch schlimmer. Mann, ich befürchte das Schlimmste und vermutlich reicht das nicht mal. Nichtsdestotrotz freue ich mich riesig. In knapp mehr als 2Std ist Abfahrt und ich hab noch nicht gepackt. Ich tendiere momentan zur Spartanervariante: Unterwäsche für eine Woche, drei Shirts, zwei Shorts, Jogging-Ausrüstung. Ein Cookie noch, dann wird gepackt...
Montag, 5. Juli 2010
Abonnieren
Posts (Atom)